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Auf den Fotografien von Sabine Wild sehen wir nur Schuhpaare und Unterschenkel. Alle sind aus der gleichen Perspektive frontal mit einer auf dem Boden liegenden Kamera aufgenommen. Das ein oder andere Modell verweist aufgrund seines Designs auf das Geschlecht des Trägers, aber sein Alter und Aussehen bleiben verborgen.
Die Anonymität der portraitierten Personen ist beabsichtigt. Denn diese Fotografien sind im Zuge des 2005 vom Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf initiierten Fotoprojektes „Armut vor unserer Haustür“ mit dem speziellen Fokus auf den gutbürgerlichen Bezirk Steglitz-Zehlendorf in Berlin entstanden.
Sabine Wild hat sich in die Suppenküche der Pauluskirche Zehlendorfs begeben, in die sich aufgrund steigender Armut mehr und mehr Besucher drängen.
Um ihre Würde nicht zu verletzen, hat sie die Besucher darum gebeten, nur ihre Schuhe fotografieren zu dürfen.
Das alte Sprichwort „Zeige mir deine Schuhe und ich sage dir, wer du bist“ widerspricht hier dem Klischee dessen, was man sich unter einem potentiell sogar obdachlosen Gast einer Suppenküche vorstellt. Alle tragen Schuhe mit durchaus normalen Abnutzungs- oder Verschmutzungserscheinungen. Das lässt vermuten, dass sich die Armut in Steglitz-Zehlendorf bereits in bürgerlichen Kreisen ausgebreitet hat. Und dass den Gästen des kostenlosen Mittagstisches sehr daran gelegen scheint, sich diese Armut nicht ansehen zu lassen.

www.kunstwild.de

Soup kitchen – The photographs of Sabine Wild show only pairs of shoes and legs. All of them are taken from the same perspective, photographed from the front using a camera lying on the ground. While the design worn by a model or two indicates the subject’s gender, his or her age and appearance are not revealed.
The work originated in the soup kitchen of the Pauluskirche in Zehlendorf as part of the photography project “Armut vor unserer Haustür” (Poverty at Our Doorstep) initiated by the Teltow-Zehlendorf parish in 2005.